DRS 2, Kontext
Komplementärmedizin als Placebomedizin - na und?
Sendung vom 16. Februar 2011
                                                            
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Wie kann man wissen, ob ein Medikament, eine Therapie, ein medizinischer Eingriff tatsächlich wirkt - sei er nun schul- oder komplementärmedizinisch? 
In der "wissenschaftlichen" Medizin hat man dazu oft eine einfache Antwort: Das Medikament, die Therapie, der medizinische Eingriff muss in einer placebokontrollierten Studie getestet werden, muss also besser wirken als eine Scheinbehandlung, als ein Placebo.
Bedeutet das zwangsläufig, dass die komplementärmedizinischen Verfahren wie Homöopathie, Akupunktur oder traditionelle chinesische Medizin wertlos sind? "Das mag zwar manchmal Sinn machen. Aus Labor- und klinischen Studien wissen wir aber auch, dass der Placebo-Effekt selber durchaus heilsam sein kann", sagt der Placebo-Spezialist Frank Miller vom National Institute of Health in den USA.
In der Tat zeigen komplementärmedizinische Verfahren meist keine bessere Wirkung als Placebo. Zum Beispiel kam eine Studie, bei der Anwendung von Akupunktur gegen Kopfschmerzen untersucht wurde, zum Schluss, dass gegenüber der Schein-Akupunktur, bei der die Nadeln an beliebigen Orten in den Körper geführt werden, kein Wirkungsunterschied besteht. Aber: Akupunktur wirkte gegen Kopfschmerzen tendenziell besser als Medikamente, so Klaus Linde, Mediziner und Epidemiologe an der technischen Universität München und langjähriger Erfoscher der Komplementärmedizin.
Vielleicht sollte die Diskussion um Sinn und Unsinn von medizinischen Therapien auch in der Schweiz stärker auf den Nutzen für den Patienten fokussieren, Placebo-Kontrolle hin oder her.


Interviews mit
Frank Miller (USA), Klaus Linde (D), Ted Kaptchuk (USA), Johannes Schmidt (CH)